„Ein tolles Team und tolle Gäste!“
Hotels und Gaststätten haben aktuell besonders stark mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Gerne würden sie noch mehr Mitarbeitende und Auszubildende einstellen, doch nur wenige Menschen bewerben sich. Warum eigentlich? Das fragen sich auch Daria Kondratiuk, Mohammad Maliki und Attiqullah Musazai. Alle drei arbeiten für Kolping in Schweinfurt. Und alle drei lieben ihren Job.
Daria Kondratiuk, die in der Rezeption des KolpingHotels tätig ist, empfängt Gäste und tut alles, damit diese sich wohlfühlen. Mohammad Maliki und Attiqullah Musazai verwöhnen die Gäste mit leckerem Essen. Das tun sie als Köche des Gasthauses HandWerk, das in den Hotelkomplex integriert ist.
Ausbildung als Baustein der Integration
Lebensmittel seien ihm alles andere als fremd, erzählt Mohammad Maliki: „Meine Mutter ist Bäuerin.“ Was die alles aus Milch machen konnte! „Quark, Sahne, Schmand und alles mögliche Andere“, berichtet der 26-Jährige. Mohammad Maliki ist gebürtiger Afghane, wuchs im Iran auf und kam 2016 nach Deutschland. Über ein Praktikum lernte er als Berufsschüler das Schweinfurter KolpingHotel und das Gasthaus HandWerk kennen. Die Arbeit in der Küche gefiel ihm so gut, dass er 2018 eine Ausbildung zum Koch begann. Seit zwei Jahren ist er Kochgeselle. In Kürze wird er außerdem Ausbilder sein.
In dem Jahr, in dem Mohammad Maliki seine Küchenlehre begann, kam sein Landsmann Attiqullah Musazai nach Deutschland. Er ist 21 Jahre alt und durchläuft im dritten Jahr eine Ausbildung zum Koch. „Durch diesen Beruf kann man die deutsche Kultur sehr gut kennen lernen“, sagt er. Mohammad Maliki pflichtet ihm bei. Dass er inzwischen so hervorragend integriert ist, hat er nicht zuletzt dem tollen Team und den tollen Gästen im Gasthaus HandWerk zu verdanken.
Der Beruf des Kochs macht beiden große Freude. „Natürlich hat man manchmal ein bisschen Stress“, sagt Mohammad Maliki. Wenn viele Gäste gleichzeitig das Gasthaus entern, geht es in der Küche für zwei oder drei Stunden hoch her: „Aber damit kann ich gut umgehen.“ Mohammad Maliki kocht mit viel Liebe: „Ich möchte unseren Gästen eine Freude machen.“ Die Gerichte selbst sind ganz anders als die, die der junge Mann aus Afghanistan kennt. Aber eben dies ist für Mohammad Maliki spannend.
Unterschiede in Küche und Kultur
„Besonders interessant sind für mich Schnitzel, die gibt es bei uns in Afghanistan gar nicht“, sagt der sympathische junge Mann. In dieser Woche, erzählt er weiter, wird es Rehbraten als Spezialessen geben. Nächste Woche steht vermutlich Wildschwein auf der Speisekarte: „Und an Weihnachten haben wir Ente und Gans.“ Mit den kulturellen und religiösen Unterschieden kommen Mohammad Maliki und Attiqullah Musazai problemlos klar. Die jungen Muslime, die keinen Alkohol zu sich nehmen, akzeptieren auch die bayerische Trinkkultur. „So, wie bei uns grüner Tee getrunken wird, so gibt es halt hierzulande Bier“, meint Mohammad Maliki.
Dass sie als Muslime kein Schwein essen, bedeute nicht, dass ihnen eine Arbeit in einer deutschen Küche verboten wäre, betonen beide. Laut Mohammad Maliki ist es weder ein Problem, Schweinegerichte zuzubereiten, noch, sie zu probieren, bevor man sie den Gästen kredenzt. Ein Lebensmittel gibt es im Übrigen, das beide Länder miteinander verbindet: Reis. Allerdings fand es Attiqullah Musazai höchst erstaunlich, zu erleben, wie man Reis hierzulande zubereitet: „Er wird einfach ins Wasser geworfen und gekocht.“ In Afghanistan betreibt man viel mehr Aufwand: „Wir lassen den Reis erst mal in Wasser weichen und kochen ihn dann mit Öl in einer Tomatensoße.“
Menschen mit Migrationshintergrund als wertvolle Mitarbeitende
Ohne Menschen mit Migrationshintergrund sähe es im Dienstleistungsgewerbe und in der Gastronomie, in der Pflege und in vielen anderen Bereichen ziemlich düster aus. Das bestätigt Maria Kraft, Geschäftsführerin des KolpingHotels und des Gasthauses HandWerk. Mehr als 30 Menschen sind nach ihren Worten im KolpingHotel und im HandWerk beschäftigt. Mindestens 70 Prozent stammen ursprünglich nicht aus Deutschland.
Sprachkenntnisse als Gewinn
Dazu gehört auch Daria Kondratiuk. Die 27-jährige wurde in der Ukraine geboren, studierte in Polen und kam 2019 nach Deutschland. An der Uni in Warschau mauserte sie sich zur Expertin für internationale Beziehungen mit Mastertitel. „Mein Opa ist Deutsch, ich bin also Spätaussiedlern“, berichtet die junge Frau. Die Großmutter sprach mit den Enkeln Deutsch, von daher war ihr die deutsche Sprache von klein auf vertraut. Ihr Sprachtalent kommt dem Kolping-Hotel, wo Daria Kondratiuk seit Mai arbeitet, sehr zugute, werden doch häufig internationale Gäste empfangen. Daria Kondratiuk kann mit ihnen auf Ukrainisch, Russisch, Polnisch, Englisch und Deutsch kommunizieren.
Ganz fremd war ihr die Arbeit im Hotel im Übrigen nicht, als sie sich im Frühjahr für die Stelle im Empfangsbereich bewarb: „Ich war schon in Polen als Studentin nebenher in einem Hotel tätig.“ Daria Kondratiuk liebt den Austausch mit den Hotelgästen. Die Arbeit in der Rezeption des Kolping-Hotels, ist sie sicher, stellt einen ersten Schritt hinein in eine interessante Branche dar: „Ich glaube, dass sich mir sehr gute Perspektiven eröffnet können.“
Alle Abläufe im Blick
Aber schon allein die Arbeit in der Rezeption ist vielfältig. Zum einen hat es Daria Kondratiuk direkt mit den Gästen zu tun. Zum anderen arbeitet sie im Background am Computer. Im Augenblick schaut sie nach, was wann für wen heute reserviert ist. Die entsprechende Tabelle sieht kompliziert aus, sie besteht aus dunkelgrünen, hellgrünen, türkisen, roten, blauen und orangefarbenen Feldern. „Jede Gruppe im Haus hat eine andere Farbe“, erklärt Daria Kondratiuk, die auf einen Blick entschlüsseln kann, was einem Außenstehenden schier undurchdringlich erscheint. Deutlich wird auf jeden Fall, dass das Hotel gut gebucht ist. Was auch freundlichen Mitarbeitern wie Daria Kondratiuk zu verdanken ist.