Die Motivation hochhalten – so gut wie möglich

11.03.2021
Hund Milow spielt bei der Jugendsozialarbeit an der Sinnberg Grundschule Bad Kissingen eine wichtige Rolle.

„Lass dir von niemandem je einreden, dass du was nicht kannst.“ Diese Worte aus dem Film „Das Streben nach Glück“ gibt Mareike Öttinger Jugendlichen in einem digitalen Motivations-Projekt mit auf den Weg. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) haben sich neue Möglichkeiten erschlossen, ihr Klientel in Zeiten des Distanzunterrichts zu erreichen.

„Bei den Schülerinnen und Schülern schwindet, wenn die Schulen geschlossen sind, so langsam die Motivation. Erst recht, wenn der Lockdown immer wieder verlängert wird“, berichtet Mareike Öttinger. Sie arbeitet als JaS-Fachkraft an der Adolph-Kolping-Schule in Schweinfurt, einer Berufsschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen und emotionale und soziale Entwicklung. Um die Jugendlichen weiter bei der Stange zu halten, ersann sie gemeinsam mit den Lehrkräften des Berufsvorbereitungsjahres ein Motivations- und Selbstfindungsprojekt.

„Die Videokonferenz sollte sich nicht so sehr nach Schulunterricht anfühlen“, meint Mareike Öttinger. Und so lockerten thematisch abgestimmte Film- und Liedeinspielungen via Youtube die Einheiten zur persönlichen Stärken- und Interessensfindung, zur Zielfindung und Zielwegerarbeitung auf. Will Smith sprach in der Rolle des Chris Gardener die eingangs zitierten Zeilen; später fragten Max Raabe und LEA beschwingt „Was verschafft mir das Glück?“. „Ich wünsch‘ dir Mut und Vertrauen in dich selbst; und keine Angst die falschen Fragen zu stellen“, rundete ein Sarah-Connor-Song das Motivationsprojekt ab.

Gute Zusammenarbeit mit den Lehrkräften

Fragen stellen. Gerade auch in Lockdown-Zeiten ist dies den Schülerinnen und Schülern der Adolph-Kolping Schule immer wieder ein Anliegen. Und so bietet Mareike Öttinger auch außerhalb der über den schulinternen Kolping-Campus abgehaltenen Projekt-Stunden individuelle Beratungen an. Sie hat auf der Online-Plattform einen eigenen „Raum“, in dem Sie die Jugendlichen aufsuchen können. Hier berichten sie von ihren Problemen und bitten um Unterstützung. Einige Beratungen finden auch über E-Mail oder Telefon statt.

Manche Schülerinnen und Schüler sperchen die Sozialarbeiterin von sich aus an, zu anderen entsteht der Kontakt über das Kollegium. „Es kommen viele Hinweise von Lehrkräften, wenn sie das Gefühl haben, ein Schüler oder eine Schülerin bräuchte meine Hilfe“, berichtet Mareike Öttinger von der wertvollen Zusammenarbeit.

In der Notbetreuung immer vor Ort

Seine Hilfe kann Daniel Scheibelhut, JaS-Fachkraft an der Grundschule Wildflecken, den Schülerinnen und Schülern auch in Lockdown-Zeiten ganz direkt anbieten. Denn er ist Teil des Notbetreuungs-Teams der Schule und damit von Montag bis Freitag vor Ort. „Da die Notbetreuung zu einem großen Teil von Kindern besucht wird, welche bereits vorher im Rahmen der Einzelfallhilfe durch die JaS betreut wurden, kann ich jetzt einfach mit ihnen weiterarbeiten – natürlich mit Hygieneregeln. Wer nicht an die Schule kommt, kann sich über Microsoft Teams mit Daniel Scheibelhut verbinden. So kann er alle seine Schülerinnen und Schüler über den Lockdown hinweg begleiten, motivieren und ihnen anhand von Tagesplänen ein Gefühl von Struktur und Sicherheit geben.

Auch die Eltern sind für Daniel Scheibelhut eine wichtige Zielgruppe seiner Arbeit. „Durch die ständige Präsenz vor Ort wird auch den Eltern stets signalisiert, dass ich auch im Lockdown auf kurzem Weg zur Verfügung stehe“, berichtet er. Da mit den Eltern aber aktuell keine persönlichen Gespräche führen kann, hält er telefonisch Kontakt.

Spaziergänge mit Hund

Einen ganz individuellen Medienmix hat sich auch Silke Göhl für ihre JaS-Tätigkeit an der Sinnberg Grundschule Bad Kissingen über die letzten Monate erarbeitet. Regelmäßig trifft sie sich zu Videokonferenzen mit Kindern, mit Eltern und mit Lehrern; oder sie greift zum Telefonhörer. Über Online-Umfragen hat sie ein Stimmungsbild bei Lehrern und Eltern zu deren Situation in Corona-Zeiten eingeholt, welches nun eine wichtige Grundlage für ihre Beratungsgespräche darstellt.

Flankierend zu den regelmäßigen Beratungsgesprächen hat sie Verstärkerpläne entwickelt und eigene Animationsvideos zu Themen wie Hausaufgaben oder Sport gedreht. Auch Bastelangebote flatterten immer mal wieder in die digitalen Postfächer.

Gerade für die jüngeren Schulkinder, mit denen Silke Göhl in Bad Kissingen arbeitet, ist der persönliche Kontakt aber weiterhin eminent wichtig. Deshalb trifft sie sich regelmäßig zu ausgedehnten Spaziergängen mit einzelnen Kindern. Immer dabei: Hund Milow. Der ist Teil des Konzeptes der hundegestützten Sozialpädagogik und belebt die Treffen mit seinem ganz eigenen Charme.

Stefanie Nowak