Via Telefon durch den Unterlagendschungel
An einem normalen Wochentag kommen rund 20 Klienten in die Beratungsräume der Schuldner- und Insolvenzberatung. Sie sind in finanziellen Nöten, etwa bedingt durch Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes oder Trennung. Deshalb treffen sie nun ihre Beraterin, um gemeinsam die aktuelle Situation zu erfassen und Wege aus den Schulden zu finden.
Beratung ja – Treffen nein
In Zeiten der Corona-Krise hat sich nun auch die Beratungssituation verändert. Deutlichstes Zeichen: Die Klienten bleiben zuhause. „Direkter Publikumsverkehr war, mit Rücksicht auf unsere Klienten und unsere Mitarbeiterinnen nicht mehr zu verantworten“, erklärt Maria Kraft, Geschäftsführerin das Kolping-Bildungszentrums. Gemeinsam mit dem Team der Schuldner- und Insolvenzberatung beschloss sie am 13. März, die Beratungsräume zu schließen. Nur die sieben Mitarbeiterinnen gehen noch ein und aus.
Und jetzt? „Das Telefon ist unser wichtigster Draht zu den Klienten“, berichtet die Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung, Michaela Link. Für Klienten und Beratende ist das eine neue, nicht ganz einfache Situation. „Normalerweise bringen die Menschen ihre Unterlagen mit. Dann habe ich beispielsweise einen Kreditvertrag vor mir liegen und weiß genau, wo ich welche Information finde“, so die Diplom-Juristin. „Den entsprechenden Abschnitt im Vertrag zeige ich dann dem Klienten und spreche mit ihm durch, was es konkret bedeutet.“
Der Aufwand lohnt sich
Genau diese Art von direktem Austausch ist nun nicht mehr möglich. Bei bestehenden Fällen liegen die Unterlagen zwar sowohl beim Klienten zuhause als auch in der Beratungsstelle vor. Aber der Austausch darüber muss fernmündlich erfolgen: „Lesen Sie mir mal vor, wie genau heißt das Dokument, das Sie vor sich haben … ja, genau … jetzt auf Seite 8 … hier der dritte Abschnitt … nein, ein Abschnitt weiter … ja, genau …“ Eine Geduldsprobe für alle Beteiligten. Aber notwendig. Kann das eigene Auto gepfändet werden? Werden Sozialleistungen durch die Bank aufgerechnet? Und wie kann das vielleicht noch verhindert werden? Diese Fragen stellen sich auch jetzt, trotz Corona.
Oder auch gerade deswegen. Michaela Link berichtet: „Gemeinsam mit manchen Klienten haben wir zum Beispiel Ratenzahlung mit deren Gläubigern vereinbart. Wenn sie jetzt aber weniger Geld zur Verfügung haben, etwa weil sie in Kurzarbeit gehen oder ihre Arbeitsstelle verloren haben, müssen wir hier erneut Briefe schreiben. Vielleicht können ja die Raten ausgesetzt oder zumindest reduziert werden.“
Geänderte Gesetzeslage?
Neben den langwierigen Telefonaten haben die Mitarbeiterinnen der Schuldner- und Insolvenzberatung auch noch an anderer Stelle einen deutlichen Mehraufwand zu verbuchen: Täglich treffen in den E-Mail-Postfächern Informationen über beabsichtigte, die Krise überbrückende Änderungen und Neuregelungen ein. Unter anderem geht es um einen Schutz bei Mietrückständen oder die Möglichkeit der Aussetzung von Kreditraten. Hier den Überblick zu bewahren ist nicht immer leicht – doch vor allem der fachliche Austausch zwischen den Verbänden und Beratungsstellen hilft.
Die Mitarbeiterinnen der Schuldner- und Insolvenzberatung werden die weiteren Entwicklungen genau verfolgen. Schließlich erwarten sie, dass sich im Zuge der aktuellen Entwicklungen bald vermehrt neue Klienten melden. Diese sollen so gut wie möglich begleitet werden – über welchen Kontaktweg auch immer.
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Die Schuldner- und Insolvenzberatung ist aktuell erreichbar:
- Montag bis Freitag, 8.30 bis 14.30 Uhr
- Tel.: 09721 7389590
- schuldnerberatung@kolping-bildung-schweinfurt.de
Das Angebot richtet sich an Bürgerinnen und Bürger der Stadt und des Landkreises Schweinfurt.
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Eine gekürzte Version dieses Artikels erschien am 28.3.2020 im Regionalteil des Schweinfurter Tagblatts.
Die Mainpost veröffentlichte am 31.3.2020 einen Artikel mit Handlungsempfehlungen für Menschen, die bedingt durch die Corona-Krise finanzielle Probleme haben - unter anderem mit Hinweisen von Michaela Link.